1920–1938

Österreich und der Völkerbund
Der Völkerbund wird 1920 von den Siegermächten des Ersten Weltkrieges – mit Ausnahme der USA – gegründet. Er soll die Beziehungen zwischen den Staaten auf eine neue Basis stellen, um künftige Kriege zu verhindern. Große Bedeutung erhält der Völkerbund für Österreich durch die Genfer Protokolle 1922, als die Republik einen Kredit von 650 Millionen Goldkronen zur wirtschaftlichen Sanierung zugesprochen bekommt. Zehn Jahre später erhält Österreich in Lausanne eine weitere Anleihe, die dem Land in der Zeit der Weltwirtschaftskrise hilft. Im Gegenzug muss Österreich das Anschlussverbot bekräftigen.

Genfer Protokolle 1922
Mit der Völkerbundanleihe verpflichtet sich Österreich zur Sanierung seiner Wirtschaft unter Kontrolle eines Finanzkommissärs – des Rotterdamer Bürgermeisters Alfred Rudolf Zimmerman. Innerhalb von zwei Jahren soll Österreich die Inflation eindämmen und sein Budget sanieren. Das gelingt, allerdings nur mit großen Opfern wie einer Währungsabwertung und Massenentlassungen. Zwar werden die Staatsfinanzen saniert, doch verschlechtert sich die Lage für die Bevölkerung. 1926 bestätigt der Völkerbundrat die finanzielle Stabilität Österreichs. Damit ist Zimmermans Aufgabe erfüllt.

Lausanner Anleihe 1932
1932 gewährt der Völkerbund Österreich eine weitere Anleihe in der Höhe von 300 Millionen Schilling. Österreich verpflichtet sich, auf den Anschluss und die geplante Zollunion mit Deutschland zu verzichten. Das Parlament nimmt die Anleihe mit 81 zu 80 Stimmen an. Völkerbundkommissär wird bis 1936 der Niederländer Meinoud Marinus Rost van Tonningen, der Bundeskanzler Engelbert Dollfuß nahesteht. Nach seiner Rückkehr in die Niederlande wird van Tonningen Mitglied der nationalsozialistischen Partei NSB. Während der deutschen Besetzung der Niederlande arbeitet er mit den Deutschen zusammen.

Autoren: Stefan Karner und Lorenz Mikoletzky, 2008 (wissenschaftliche Ausstellungsleitung)

Der Rest ist Österreich. Geschichte der Republik - Dokumentation zur Ausstellung im Nordico. Museum der Stadt Linz vom 3. Februar-18. April 2010