„Die Republik (Bund, Länder und Gemeinden) bekennt sich zu ihrer gewachsenen sprachlichen und kulturellen Vielfalt, die in den autochthonen Volksgruppen zum Ausdruck kommt. Sprache und Kultur, Bestand und Erhaltung dieser Volksgruppen sind zu achten, zu sichern und zu fördern.“
Volkszählungen
Die Angaben zur Stärke der österreichischen Volksgruppen aus den offiziellen Volkszählungen sind nicht als absolut zu sehen: So wird etwa abhängig vom Zeitpunkt der Volkszählungen nach Umgangssprache, Muttersprache, Denksprache, Kulturkreis oder Familiensprache gefragt. Auch das politische Klima zum Zeitpunkt einer Zählung beeinflusst die Angaben der Befragten. Die Zahlen sind dennoch ein gewisser Anhaltspunkt für die Größe der einzelnen Volksgruppen.GrundlagenZwei Staatsverträge verpflichten Österreich zum Schutz der Minderheiten: Der Friedensvertrag von Saint-Germain-en-Laye 1919 enthält besondere Bestimmungen für alle Sprachgruppen. Der Staatsvertrag von 1955 (Artikel 7) beinhaltet die wichtigsten Schutzbestimmungen für Slowenen und Kroaten, etwa Elementarunterricht in der Muttersprache und Verwendung dieser in öffentlichen Ämtern, das Recht auf eigene Mittelschulen und zweisprachige topographische Aufschriften. Besonders Letztere sind trotz des Volksgruppengesetzes (1976) teilweise bis heute in Kärnten nicht umgesetzt. Im Burgenland werden im Jahr 2001 alle zweisprachigen Orte topographisch beschriftet.Volksgruppengesetz 1976Mit dem Volksgruppengesetz von 1976 werden wesentliche Schutzbestimmungen neu geregelt und Volksgruppenbeiräte eingerichtet. Sie sollen die Bundesregierung und einzelne Minister in Volksgruppenangelegenheiten beraten. Für einige ethnische Minderheiten, wie die Ungarn, bedeutet dies erstmals eine rechtliche Anerkennung, anderen Volksgruppen und deren Vertretern sind die Kompetenzen der Beiräte zu gering. Sie beschicken sie teilweise erst in den späten 1980er Jahren. Volksgruppenbeiräte gibt es heute für Slowenen, Kroaten, Ungarn, Slowaken, Tschechen und Roma.
Autoren: Stefan Karner und Lorenz Mikoletzky, 2008 (wissenschaftliche Ausstellungsleitung)
Der Rest ist Österreich. Geschichte der Republik - Dokumentation zur Ausstellung im Nordico. Museum der Stadt Linz vom 3. Februar-18. April 2010