Der Umgang mit dem Feuer hat dem Menschen seine Vorherrschaft gebracht. Mit Feuer konnte man sich gefährliche Tiere vom Leib halten. Durch Kochen konnten auch zahlreiche sonst nicht verwertbare Angebote der Natur für den menschlichen Genuss tauglich gemacht werden. Und mit Feuer wurde es dem Menschen nicht zuletzt auch möglich, wirksame Werkzeuge und Geräte zu fertigen: aus Lehm, aus Metall und aus verschiedenen anderen Grundstoffen. Dass Feuer in seiner Urgewalt und seiner Macht daher in die Nähe des Göttlichen rückte, ist verständlich: mit der Gewalt der Blitze, dem Feuerspuk der Vulkane und den verheerenden Stürmen der Brände. Die zivilisatorische Urgewalt des Feuers ist so zu Recht das Thema der diesjährigen niederösterreichischen Landesausstellung in Waidhofen an der Ybbs.
Doch wie konnte der Mensch das Feuer herstellen? Die längste Zeit der Menschheitsgeschichte ging es darum, einmal gewonnenes Feuer möglichst lange zu bewahren. Ausgrabungen urgeschichtlicher Feuerstellen aus China belegen mit meterdicken Aschenschichten, dass es gelang, über Jahrtausende hinweg ein „ewiges“ Feuer zu hüten. Seit etwa 10.000 bis 15.000 Jahren dürften die Menschen in der Lage sein, selbst Feuer zu erzeugen, mit Feuersteinen, Feuerbohrern, in der Antike auch mit Hohlspiegeln und Brenngläsern. Seit der frühen Neuzeit wurden verschiedenste Arten von Feuerzeugen entwickelt, um das mühselige Schlagen und Reiben durch mechanische, pneumatische, chemische und elektrische Apparaturen zu ersetzen: durch Stein- und Radschlösser, Turiner Lämpchen, Döbereiner Feuerzeuge, Tunkfeuerzeuge, Benzin- und Gasfeuerzeuge und elektrische Zündkerzen- und Apparaturen. Funktionsfähige Feuerzeuge waren einer der großen Fortschritte der Menschheit. „Mein Feuerzeug is’ a Patent, das alles tut, nur bloß net brennt …“, grantelte Hans Moser: „Mein Feuerzeug hat Qualität. Nur möchte ich sehn, wie`s ist, wenn`s geht!“ Was konnte alles an so einem Benzinfeuerzeug versagen oder fehlen: das Benzin, der Feuerstein, der Docht, das Reibrad …: „Mein Feuerzeug geht mit der Zeit. Was geht schon heut, was geht schon heut …“, resignierte Hans Moser. Inzwischen ist das Feuermachen zur Routine geworden. Milliardenfach werden jede Minute Feuer gezündet: in Verbrennungsmotoren, in Gewehren, in Gasthermen, nicht zuletzt auch von den Rauchern und Raucherinnen. Es ist so leicht geworden. Aus dem zivilisatorischen Fortschritt, den sich der Mensch erkämpft hat, ist die Gefahr geworden, durch Übernutzung des Feuers die eigenen klimatischen Lebensbedingungen wieder zu zerstören.
Roman Sandgruber
Aus der Serie "Alltagsdinge". Oberösterreichische Nachrichten, 30. Juni 2007, 34.