Zwei Brüder feiern dieser Tage runde Geburtstage, der Weltspartag seinen 80. und der Sparefroh seinen 50. Und beide sind sie nicht mehr sehr rüstig. Man braucht sie eigentlich nicht mehr. Denn die Österreicher sparen ohnehin genug.
Die Idee des Weltspartages, die 1924 am Internationalen Sparkassenkongress in Mailand initiiert worden war, war von den österreichischen Geldinstituten bereits 1925 angesichts der nach dem totalen Währungsverfall am Tiefpunkt angelangten Sparneigung begeistert aufgegriffen worden. Nach 1945 war man wieder in derselben Situation: „Nie wieder sparen“ war bei den Österreichern, die zweimal in einer Generation ihre gesamten Ersparnisse verloren hatten, zu einer festen Überzeugung geworden. Daher mochte es fast wie ein Wunder erscheinen, dass das Sparen wieder in Gang kam. Der erste Nachkriegs-Weltspartag wurde 1952 durchgeführt und wurde in den nächsten Jahren zu einem allgemein bekannten und originell zelebrierten Bankfesttag ausgebaut, zu einem Fixpunkt im Jahresablauf.
Die Slogans der Weltspartage begleiteten den Weg ins Wirtschaftswunder, von der Esswelle über die Möblierungs- und Wohnbauwelle bis zur Motorisierungs- und Tourismuswelle: 1953 hieß es schlicht: „Spare!“ 1955, im Staatsvertragsjahr: „Sparen – frei sein“, 1957 lautete das Motto: „Besser wohnen – mehr sparen“ und 1958 dann einfach: „Kaufen und Sparen“. 1956 plakatierten die Sparkassen: „Auf Urlaub fahren – heute sparen“. 1957 warb man mit dem Spruch „Ein Fahrzeug ist nur ein Genuss / wenn man dafür nicht hungern muss.“
Der Sparefroh wurde 1955 von Prof. Karl Damisch, dem damaligen Leiter der Werbeabteilung der Wiener Zentralsparkasse, erfunden. Seine Blütezeit erlebte die „Jugendsparfigur“ in den siebziger Jahren, unterstützt durch eine gleichnamige Jugendzeitschrift, Auftritte in Kasperltheaterstücken und Hörspielen und sogar durch einen eigenen Sparefroh-Song. Während der Sparefroh noch bis in die neunziger Jahre die Kinder zum Weltspartag in Banken und Sparkassen lockte und dort als eine Art herbstliches Christkind mit kleinen Geschenken für ihre Sparbemühungen belohnte, ist er heute fast verschwunden. Die Banken haben jede ihre eigenen Maskottchen. Nur in der Sprache hat er sich bis heute einen bleibenden Platz gesichert. Politiker, insbesondere Finanzminister, lassen sich gerne als Sparefrohs titulieren, auch wenn sie fast immer mehr ausgeben, als sie einnehmen.
Roman Sandgruber
Aus der Serie "Alltagsdinge". Oberösterreichische Nachrichten, 29. Oktober 2005.