Der Weinbau hat in Oberösterreich eine uralte Tradition. Schon die Kelten und Römer machten auch Oberösterreich zum Weinland. Und das blieb es bis ins 18. und 19. Jahrhundert. Das Kloster Mondsee erhielt im 8. Jahrhundert Weinberge in Aschach und bei St. Florian geschenkt, Kremsmünster welche an der Rodl nördlich der Donau. Garsten hatte Weingärten in St. Magdalena. Ein riesiges Weinbaugebiet erstreckte sich in einem weiten Bogen die Donau entlang von der Mündung der Großen Mühl. über Aschach und Ottensheim bis gegen Grein und auch das Traun- und Kremstal aufwärts und sogar weit ins Mühlviertel hinein.
1512 verlieh Kaiser Maximilian I. dem Markt Aschach das schöne, in Österreich einzigartige Wappen mit den beiden Weintrauben, eine blau, eine grün. Von den reizvollen Weinlegenden, die sich um den Aufenthalt des Kaisers Maximilians ranken, und von den Lobsprüchen, die er auf den dortigen Wein darbrachte, ist mit Sicherheit wenig wahr. Wenn unser Herrgott jemals nach Aschach komme, so müsse er dort ein Räuschlein trinken, soll er gesagt haben. Der Kaiser rastete im Weingarten des Pfarrers von Hartkirchen. Da gerade Lese war, boten ihm die schönsten Winzerinnen, darunter auch eine namens Veronika, die würzigsten Trauben zum Genusse. Ihre Huldigungen erfreuten den Kaiser, und seine Lebensgeister und seine Manneskraft erwachten, mit bekannten Folgen.
Im 18. Jahrhundert hingegen hatte man für den oberösterreichischen Wein nur mehr Hohn und Spott übrig. Man sprach vom „Siebenmännerwein“ und meinte damit, dass ihn einer trank und sechs ihn dabei halten mussten. Der vielgereiste J. A. Schultes hielt den Aschacher Wein wegen seiner Säure für erwähnenswert: „Die Aschacher selbst sagen“, schreibt er, „dass sie, wenn sie von diesem Weine trinken und nur eine halbe Stunde auf einer Seite liegen bleiben, in Gefahr geraten, ein Loch in ihren starken Magen zu bekommen.“ Auch der legendäre Fußwanderer Kyselak hat Aschach mit der bissigen Bemerkung verewigt, dass er „wehmütig auf diese jammervollen Rebenhügel blickend“, nachsann, „ob der Genuss dieses Saftes hier nicht mehr Kräfte erfordere als verleihe.“
Die letzten Weingärten verschwanden im frühen 19. Jahrhundert. Fortschritte der Bierproduktion und der Obstveredelung waren dafür ebenso verantwortlich wie die Verbilligung der Transportmöglichkeiten und einige dramatische Wetterkapriolen. Heute wird es wieder wärmer. Aber aus Oberösterreich wieder ein Weinbauland zu machen, dafür wird es nicht reichen.
Roman Sandgruber
Aus der Serie "Alltagsdinge". Oberösterreichische Nachrichten, 8. Oktober 2005.