Gold bestimmt in diesen Monaten die Programmierung des Oberösterreichischen Landesmuseums. Gold war das Motto des diesjährigen Museumsballs. Mit Gold aus Kolumbien steht eines der Highlights nicht nur im oberösterreichischen, sondern auch im österreichischen Ausstellungskalender dieses Jahres bevor. Und die goldene Adele und das goldene Salzfass sind jene Kunstobjekte, die für die aufgeregtesten Schlagzeilen der jüngeren österreichischen Museumsgeschichte gesorgt haben.
Gold ist nicht alltäglich. Dennoch ist es einer der ältesten Begleiter des Menschen. Es war das erste Metall, dessen sich der Mensch bemächtigt hat, noch vor dem Kupfer und lange vor dem Eisen. Seit nahezu 8000 Jahren wird es gesucht und gewonnen. Das Goldene Zeitalter steht am Anfang der Menschheit, als eine angeblich glückliche und friedliche Ära. Doch Gold hat sehr viel mehr mit Macht und Gier als mit Frieden und Glück zu tun. Vom Tanz um das Goldene Kalb bis zum König Midas, der im Gold zu ersticken drohte, und vom Raub des Goldenen Vlies bis zum El Dorado, der Jagd nach dem sagenhaften Goldland, durchzieht das Goldfieber die Geschichte: „Von des Rheines Golde hört ich raunen“, singt Wotan in Wagners Rheingold. „Nach Golde drängt, am Golde hängt doch alles! Ach, wir Armen!“, ist Gretchens Resümee in Goethes Faust. Gold regiert die Welt, weiß man. Gold ist einem bekannten Diktum zufolge das Blut des Staates, und das, obwohl es in den Tresoren der Banken ruht. Eigentlich verkörpert es die Unvernunft. Es ist zu nichts nutz, wenn man von industriellen Verwendungen oder vom Einsatz als Zahngold einmal absieht.
Wo man Macht zeigen wollte und will, hortet man Gold, in den Pharaonengräbern Ägyptens, bei den präkolumbianischen Kulturen, auf den Pagoden Hinterindiens, in den Schatzkammern der Herrscher und Kirchenfürsten ebenso wie im amerikanischen Fort Knox. Der Sarg des Tutanchamun, aus dem einzigen unberaubten Pharaonengrab, besteht aus mehr als 180 Kilogramm massiven Golds. Doch in diesem Meer aus Gold sticht ein kleines Ding aus Eisen heraus, ein Dolch, der, wertvoller als alles Gold, damals den Beginn einer neuen Zeit signalisierte, in der wir immer noch leben: der Eisenzeit.
Und auch im Eisenzeitalter ist das Höchste das Gold geblieben: Im Sport ist es die Goldmedaille, im Film der goldene Oscar, im Staatswesen das goldene Ehrenzeichen, in der Ehe der goldene Ring. „Gold und Silber lieb ich sehr, könnt’s auch wohl gebrauchen“, singen die armen Studenten. Aber da schon die Alchemisten am Goldmachen gescheitert sind und Töchter, die aus Stroh Gold spinnen, nicht einmal im Märchen Erfolg haben, können wir uns weniger am Besitz als am Anblick des Goldes erfreuen und uns nur mit Goethe trösten: „Doch darf ich bitten, bitt' ich eins: lass mir den besten Becher Weins in purem Golde reichen.“
Roman Sandgruber
Aus der Serie "Alltagsdinge". Oberösterreichische Nachrichten, 24. März 2007.