Der Schreibmaschine ist die diesjährige Sonderausstellung des rührigen Museums in Bad Hall gewidmet, noch bis 28. Oktober dieses Jahres. Die Ausstellung zeigt mit über 60 ausgestellten Maschinen die vielen konstruktiven Ansätze zur Lösung des „mechanisierten“ Schreibens und Rechnens. Eine Maschine zum Schreiben war ein alter Traum der Erfinder: Viele Systeme für Schreibmaschinen wurden entwickelt, vom ersten Patent des Engländers Henry Mill aus dem Jahre 1714 über die berühmten Schreibautomaten des Friedrich von Knaus und die Schnellschreibmaschine des Carl Friedrich Drais, der mit der Erfindung des Fahrrads viel bekannter geworden ist, bis hin zu dem Österreicher Peter Mitterhofer, der zwischen 1864 und 1869 fünf Schreibmaschinen-Modelle baute, die auf den Ideen eines Schreibklaviers des Italieners Guiseppe Ravizza aufbauten. Es war die amerikanische Waffenfirma Remington, die die Schreibmaschine 1874 schließlich zur Serienreife brachte. Schreibmaschinen boten mehrere Vorteile: erstens das leserliche, „wie gedruckte“ Schriftbild, zweitens die größere Geschwindigkeit, drittens die Möglichkeit, Durchschläge und Kopien anzufertigen. Die Schreibmaschine brachte die Frauen in die Büros und verdrängte die Männer als Schreiber.
Einerseits mag es erstaunen, dass es fast 400 Jahre seit der Erfindung der Druckerpresse dauerte, bis man auch eine Schreibmaschine hatte. Denn technisch wäre man zweifellos in der Lage gewesen, derartige Herausforderungen des Maschinenbaus zu bewältigen, wie die Uhrmacher immer wieder unter Beweis stellten. Der Bedarf für Schreibmaschinen war gering und die Skepsis groß, wie auch der österreichische Parade-Erfinder, der Zimmermann Peter Mitterhofer erfahren musste. Seine Modelle, von denen das letzte aus 1869 mit Typenkorb, Unteranschlag, Blocktastatur, Schreibwalze, automatischem Zeilenvorschub und Mehrschrittmechanismus bereits alle wesentlichen Konstruktionsdetails der mechanischen Schreibmaschine besaß, verstaubten auf Dachböden. Eine „eigentliche Anwendung dieses Apparates steht wohl nicht zu erwarten“, heißt es im Gutachten des Wiener polytechnischen Instituts. Die Wiener Experten kamen zu dem Schluss, dass man mit einem solchen Instrument „niemals wird schneller schreiben können als mit der Hand“. Und Kaiser Franz Joseph gestattete bis zuletzt keine mit Schreibmaschinen geschriebenen Vorlagen. Zum Schaden für Mitterhofer kam der Spott: „Jetzt fehlt nur noch eine Denkmaschine, die mit der Schreibmaschine in Verbindung gebracht werden kann, und wir haben keine Schulen mehr nötig“, schrieben die Innsbrucker Nachrichten. Bei aller Häme merkwürdig prophetische Worte.
Roman Sandgruber
Aus der Serie "Alltagsdinge". Oberösterreichische Nachrichten, 8. September 2007, 36.