Der Valentinstag, der 14. Februar, ist keine Erfindung der Gärtner, auch wenn er ihnen viel Geschäft bringt. Er ist ein alter Festtag, dessen Geschichte eine sehr komplizierte ist. Der heilige Valentin von Terni, von dem der Tag seinen Namen hat und der am 14. Februar 269 unter Kaiser Claudius Goticus in Rom hingerichtet worden sein soll, ist von der römischen Kirche schon 1970 aus dem Festkalender gestrichen worden. Seine Lebensdaten und seine Lebensgeschichte sind zu unsicher, als dass man darauf weiter eine Heiligenvita hätte aufbauen wollen. Er hatte, laut Heiligenlegende, Verliebte christlich getraut und den frisch verheirateten Paaren Blumen aus seinem Garten geschenkt. Verwechselt wurde er häufig mit dem heiligen Valentin von Rätien, dessen Fest am 7. Januar gefeiert wird und der um 475 in der Zenoburg zu Mais-Meran beigesetzt wurde. Im 8. Jahrhundert kamen seine Reliquien nach Passau, wo er zusammen mit dem heiligen Maximilian zum Bistumsheiligen wurde. Die volkstümliche Ausdeutung seines Namens als „Fallenthin“ machte ihn zum Schutzheiligen gegen die „hinfallende“ Krankheit, die Epilepsie.
Der 14. Februar war im Mittelalter zu einem „leeren Tag“ geworden, weil das Fest, das ursprünglich an diesem Tage gefeiert wurde, der 40. Tag nach der Geburt Christi, das Fest der Darstellung im Tempel, mit der Verlegung des Weihnachtsfestes vom 6. Januar auf den 25. Dezember im Jahre 354 ebenfalls vom 14. Februar auf den 2. Februar vorrückte. Dem Mittelalter galt der Valentinstag, der 14. Februar, vor allem als Unglückstag, denn an ihm soll der Verräter Jesu, Judas Ischariot, geboren worden sein.
Dass der römische Valentin mit den Liebenden in Zusammenhang gebracht wurde, hängt mit dem römischen Fest der Lupercalien zusammen, dem Fest der Wölfin, das auf den 14./15. Februar fiel, dem altrömischen Fruchtbarkeitsfest, bei dem junge Männer und junge Frauen durch Losentscheid in einer Art Liebesfieber – das Wort Februar ist ja mit Fieber verwandt - miteinander auf Zeit verbunden wurden und dessen Überlagerung durch einen christlichen Inhalt bewusst erfolgte. In vielerlei Form wurden Zufälle gerade dieses Tages - etwa der erste Bursche, den ein Mädchen am Morgen erblickt - zu Vorzeichen für spätere, glückliche Verbindungen gedeutet. Daher heißt der Valentinstag auch „Vielliebchentag“. In England bürgerte sich an diesem Tage die Sitte ein, kleine Geschenke und mit Herzen verzierte Kärtchen und Blumen zu verschicken. Von dort wanderte der Brauch nach Amerika und ist nach dem Krieg mit der Amerikanisierung auch nach Deutschland und Österreich gelangt.
Roman Sandgruber
Aus der Serie "Alltagsdinge". Oberösterreichische Nachrichten, 10. Februar 2007