Geschirrspüler

Der Geschirrspüler ist mir das liebste Haushaltsgerät. Als wenig begnadeter Koch wurde ich jeweils primär für das Abwaschen eingeteilt. Seit ein Geschirrspüler im Hause ist, bin ich merklich entlastet. Ein- und Ausräumen des Spülers …, na ja, man kann auch über Einfaches jammern. In der Gesellschaft herrscht durchweg dem Spülen gegenüber eine eher abneigende Stimmung: es wird selten als Hobby oder Spaß gesehen. In den Küchen der Klöster galt es als jene Tätigkeit, die den niedrigsten Klosterbrüdern und Schwestern zugeteilt oder als Buße bei Verfehlungen verordnet wurde. Vor dem Siegeszug der Spülmaschine galt das Spülen als ein Paradebeispiel für eine unqualifizierte, niedere Tätigkeit: „Vom Tellerwäscher zum Millionär“ ist immer noch ein geflügeltes Wort zur Beschreibung einer bei Null gestarteten Bilderbuchkarriere. Als Teil der Hausarbeit war das Geschirrspülen eine Tätigkeit von Frauen und ein recht eindeutig zugeordneter Teil der geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung.

Geschirrspülmaschinen wurden erfunden, als es noch genug Personal gab: So wie die Staubsauger oder die Waschmaschinen wurden sie kurz nach der Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelt, sozusagen auf Vorrat, und wurden auch seit damals im Grundsätzlichen nicht mehr verändert. 1850 konstruierte Joel Houghton ein Gerät aus Holz, das manuell betrieben wurde und Wasser über das Geschirr spritzte. Als eigentliche Erfinderin der Geschirrspülmaschine gilt Josephine Cochrane: Sie war eine reiche, in der Gesellschaft aktive Frau im US-Bundesstaat Illinois, die viele Einladungen und Feste veranstalte. Aus Ärger über das viele zerbrochene Geschirr (sie hat wohl selber nie abgewaschen!) soll sie 1886 zur Tat geschritten sein. 1886 wurde der Geschirrspüler auf ihren Namen patentiert. Ob dabei weniger Geschirr zerbrochen wurde, sei dahin gestellt. 1893 jedenfalls bekam sie auf der Weltausstellung in Chicago den Preis für „die beste mechanische Konstruktion auf Haltbarkeit und Zweckentsprechung“ . Die Verbreitung der neuen Maschine erfolgte sehr langsam. Die amerikanischen Haushalte nahmen das Gerät vorerst nicht an.

Erst im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts wurden Einbau- Geschirrspüler zu einem Standard-Bestandteil der Kücheneinrichtung. Aber noch im Jahr 2000 gab es nur in 57 Prozent der oberösterreichischen Haushalte eine Geschirrspülmaschine. Aus der Hausherrin, die plante und organisierte und das zum Putzen, Waschen und Kochen notwendige Personal dirigierte, wurde vorerst die doppelt belastete Hausfrau, die all diese Tätigkeiten selbst erledigte. Erst als der Druck der geschlechtsspezifischen Gleichverteilung der Haushaltsarbeiten immer stärker wurde, hielt der Geschirrspüler Einzug, um offensichtlich den Männern die Beteiligung daran etwas leichter fallen zu lassen.

Roman Sandgruber

Aus der Serie "Alltagsdinge". Oberösterreichische Nachrichten, 26. Mai 2007, 38.